Geschichte aus dem Alltag - Keta 1998

Eine Reiseerzählung von unserer guten – leider schon verstorbenen – Seele der Firma Heide Marie Braitsch, die eine Möglichkeit nutzen konnte Ihren Partner mit auf einen Einsatz als Supercargo zu begleiten. Hier ein ganz persönlicher Reisebericht von einem Wochenende auf Kreta.

Ein Wochenende auf Kreta Ende Oktober 1998 – Eine Reiseerzählung von Heide Marie Braitsch

Donnerstag ein ganz normaler Tag, allerdings mit allerhand Stress, denn es mussten noch unzählige Dinge erledigt werden. Und eine Nachmittags Tour musste ich auch noch selber fahren.
17:30Uhr, schnell nach Hause den Wäschetrockner angeschmissen, dass Bügeleisen angeheizt, die Koffer vom Schrank geholt. Da Claas in der Nacht zuvor erst von Portugal zurückgekommen war, musste ich noch `zig Hemden und Shirts bügeln. Schließlich wollte ja wieder was in den Koffer gepackt werden. Claas hatte noch eine Besprechung bei Heiko, kam spät um mir zu helfen. Katzenlos wollten noch sauber gemacht werden, der Müll musste noch an die Straße, Geschirr war noch genug zum abwaschen da usw. .
Dann wollte ich in Ruhe die Koffer packen, doch dazu kam es nicht. Claas riss die Koffer an sich und packte was das Zeug hielt seinen Schissdreck hinein. Rundumleuchte, Bilderrahmen, Poster, Fotoalben und Akten, Materialien und Arbeitskombi für Kostas, diese für den und jenes für was weiß ich. Dann Hosen, Schuhe, Socken, Wäsche, T-Shirts, Hemden, Regenjacke, Waschzeug und noch mehr.
Als die Koffer voll waren, fragte er mich – „Und was musst Du noch mithaben?“

Gute Frage, was braucht Frau für zwei Tage Kreta?
1 Hose zum Wechseln, 1-3 T-Shirts, 2 warme Pullis, Socken, Schlüpfer und eine Zahnbürste. Irgendwie ging das noch verstreut in die Koffer und meinen Rucksack.

Nun wurde es allerhöchste Eisenbahn, der Zug sollte in 5 Minuten abfahren. Auf dem Weg zum Bahnhof noch schnell Erika die Tageszeitung gebracht, Burghard aufgelesen, schließlich musste das Auto wieder vom Bahnhof zurück nach „Danzig“. Nun ging es Rally mäßig zum Bahnhof. Dort angekommen hechtete Claas aus dem Auto auf den Bahnsteig und  ---- stutzte, „Der Zug ist schon weg!“ Ätschi, bätsch, meine Uhren gingen alle 5 Minuten vor und der Zug fuhr sogleich ein. Schnell stiegen wir ein und ließen uns erschöpft in die Sitze fallen. Mein Herz raste und stach nur so. Aber in Meppen dann konnte ich wieder normal durch atmen und langsam ruhiger werden. Einmal umsteigen in Köln, waren wir um 2:00Uhr in Frankfurt angekommen. Nun hatten wir genug Zeit um unseren Lufthansaschalter zu finden und die Bordkarten abzuholen. Sogar für einen Kaffee reichte die Zeit noch aus. Auch einigen WCs stattete ich einen Besuch ab. Um 4:40Uhr saßen wir dann im Flieger. Das hat noch keiner erlebt, ganze sieben Fluggäste waren an Bord und für jeden Fluggast stand ein Begleiter zur Verfügung. Nach einem kleinen Frühstück durfte Claas dann den Piloten im Cockpit besuchen. Über eine halbe Stunde war er da vorne.  (Zum Verständnis, diese Reise war im Oktober 1998 – also weit vor dem 11.09.2001 – und es war der letzte Ferienflieger nach Kreta, der eigentlich nur die letzten Urlauber dort abholt und deshalb auf dem Hinweg fast ohne Gäste unterwegs war)
Ich nutzte die Zeit für das erste Nickerchen in dieser Nacht. Um 8:00Uhr noch was bestiegen wir dann auf Kreta den Leihwagen. Nun wurde ich echt griechisch orthodox über die schlechten Straßen der Insel katapultiert. Auf halber Strecke gibt es eine Taverne, dort wurde Halt gemacht für einen Kaffee und einen Salat.

Claas war dort schon bekannt. Man macht immer halt dort, auf dem Weg nach Sitia. Auch ich wurde herzlich familiär begrüßt. Wirklich nette Leute, die Griechen.
Nach dieser kleinen Stärkung ging es weiter zum Zielort. Dort angekommen fuhren wir natürlich zu allererst in die Berge, zur Baustelle.
Ach, ich vergaß, ich kam im Norweger aus dem kalten, nassen Ostfriesland und fuhr nun ganz einfach im Unterhemd über die schöne Insel. Schließlich kannte mich ja keiner. Und nur Erika, die mir das Hemd verkauft hatte, wusste, dass es ein Unterhemd ist. Auf der Baustelle angekommen, klar nur Männer, war es mir dann aber doch komisch im Hemd, denn immerzu krochen die Halterträger hervor. Also holte ich kurzerhand einen Koffer hervor und daraus ein T-Shirt. Neben dem Auto zog ich dann mein Hemd aus und das Shirt an. Ich hatte zwar Zuschauer, aber egal, hinterher kam ich mir etwas besser angezogen vor. Im Container haben wir dann noch eine ganze Weile mit den Jungs zusammengesessen und Kaffee getrunken. Dabei wurde bereits so manche Schote erzählt und mein Bauch dachte nicht daran, dass keine Toilette in der Nähe ist, sondern wollte nur vor Lachen gehalten werden.
Nach dem Baustellenbesuch ging es in den Ort zum Agenten. Hier gab es auch wieder eine herzliche Begrüßung und danach Eiskaffee. Eine Stunde lang lauschte ich nun mit Verstand der Unterhaltung in englischer Sprache die ich nicht beherrschte, aber eine Menge habe ich doch mitbekommen. Kostas, der Agent telefonierte dann für uns und besorgte ein Hotelzimmer. Gerade wollte ich mich auf eine Dusche freuen. – Zu früh, zuerst mussten wir ja noch den Zustand des Lagerplatzes besichtigen. Auch dieser Kelch ging an mir vorüber und wir landeten im Kristall Hotel. Das Hotel war nicht schlecht, nett und sauber aber nicht erwähnenswert. Allerdings lag unser Zimmer im dritten Stock und man konnte bei geöffneter Balkontür vom Bett aus auf Hafen und Mittelmeer sehen. Wie Urlaub!

Endlich konnten wir ein wenig ausruhen, die Augen brannten und kratzten inzwischen. Hätten wir gekonnt, ausruhen! Ganz plötzlich gab es so viel zu bereden. Ruck, zuck ging die Ruhestunde dahin. Wir machten uns frisch und schon ging es wieder im Geländewagen durch die Gassen. Im Supermarkt haben wir ein paar Besorgungen gemacht und dann alles ins Hotel gebracht, nachdem wir einen der seltenen Parkplätze ergattert hatten. Zu Fuß sind wir dann noch zum Hafen, es war nicht weit ca. 5 Minuten. Im Stammlokal haben wir dann zu Abend gegessen und eine Flasche „Kritikos“ - griechischen Wein - gelehrt. Ich glaube es war etwa 23:00Uhr als wir zurück zum Hotel bummelten, um dann auch sehr schnell im Bett zu landen und schön zu träumen.

Diese Nacht hatten unsere Augen zur Erholung bitter nötig. Am nächsten Morgen nach einem nicht sehr üppigen Frühstück erforschten wir dann zu Fuß die kleine Stadt. Das heißt, wir kletterten Treppen rauf und runter. Und immer wieder war ich entzückt von den Gassen, Höfen, den Blüten, den Bäumen mit Zitronen oder Mandarinen.
Was ich aber besonders toll fand, zu jedem Haus, zu jeder Straße und zu jedem verwilderten Garten  gehörten ganz viele Katzen. Die zwar alle halb wild waren, aber doch recht vertrauensselig näher kamen und sich teilweise sogar streicheln ließen.

Nachdem uns vom Laufen und Klettern warm genug war und die Beine langsam schmerzten ging es zum Büro vom Agenten, wie könnte es anders sein. Dort bekam Claas den Schlüssel zu seinem Kretabüro, was aber auch wieder eine Stunde mit Kaffee trinken und erzählen dauerte. Egal, irgendwann hatte er ihn und wir konnte das Büro besichtigen. Nett, kann man nur sagen. Ein schönes Büro am Hafen. Endlich war das Pflichtprogramm durchgestanden und wir stiegen in den Suzuki um einen Trip durch die Gegend zu machen.
Etwa eine Stunde Fahrt durchs Gelände und durch die Berge und wir waren an Europas einzigen Palmenstrand. Dort wurden leider schon die Stühle zusammengeklappt, alles was die Touris so brauchen schon ins Winterlager gepackt. Nur wenige ausdauernde Sonnenhungrige lagen noch am Strand. Das Wasser war eine Sensation, warm und glasklar. Wir sind dann noch ein wenig in die Felsen gekrakselt um die Aussicht zu genießen. Als unserer Augen genug hatten ging es wieder im Suzuki weiter. Wir fanden dann noch einen kleinen menschenleeren Strand und eine einsame Taverne. Wir, die einzigen Gäste, wurden nett bedient. Unser Imbiss, typisch Griechisch bestand aus Weinblättern gefüllt, einem Griechischen Salat und Suflaki, dazu eine Flasche Sitia Weißwein – köstlich.

Als wir uns auf die Rückfahrt zum Hotel machten wurde es schon dunkel. Eine Potteri am Straßenrand hatte leider schon geschlossen – es fehlten einfach die Touristen. Im Hotel angekommen, machten wir es uns erst einmal gemütlich. – Danach war aufrüsten angesagt. Wir hatten eine Verabredung zum Abendessen. Da wir viel zu früh waren, schlenderten wir noch einen Weile am Hafen herum und trafen in einer Taverne prompt die Jungs von der Baustelle. Wieder wurde viel erzählt und mein Bauch wollte gehalten werden, vor Lachen.
Um 21:00Uhr trafen wir uns mit dem Agenten zum Essen. Ich durfte aussuchen was wir essen wollten. Salat, Tintenfischringe, gegrillte Garnelen, eben Urlaubsessen war mein Wunsch und wir haben ordentlich zugelangt. Auch dem Wein wurde wieder zugesprochen. Einfach lecker!

Und wieder ging ein Tag zu Ende.

Nun hatte ich nur noch einen Kretatag. Auch der letzte Tag war sehr schön und brachte viele, kleine, nette Erlebnisse. Zum Essen waren wir bei der Baustellencrew eingeladen. Es gab typisch deutsche Küche. Rouladen und Rotkohl, davor eine Hühnersuppe mit viel Einlage. Zwei der Jungs hatten zusammen das Mahl bereitet und alles war toll gelungen. Gegessen wurde auf der Terrasse des Appartements und es herrschte mal wieder eine Bombenstimmung bei der die Erlebnisse der vergangenen Nacht zum Besten gegeben wurden – Einfach nette Leute!

Nach dem Essen war es dann leider Zeit über die Insel zu fahren um zum Flughafen zu kommen. Wir lagen gut in der Zeit und waren über eine Stunde vor Start am Schalter um meine Flugkarte abzuholen.
Wir verdaddelten dann die verbleibende Zeit mit Kaffee trinken, WC – Tests, und Turis begucken. Also wenn ich Neckermann wäre, einige von denen dürften nicht in meinen Hampelclub nach Anweisung. Da kriegst echt ‘nen Schreikrampf, wenn Mutti über Fünfzig mit Tigerleggins und drei Nummern zu kleinem Oberteil, gebleichte hochtupierte Strohhaare, behangen mit unzähligem falschen Goldschmuck durch die Flughafenhalle flaniert.
Einfach zum Abgewöhnen.
Aber mir half das auch nicht weiter, ich musste ja wieder nach Hause. Also rein in den bis auf den letzten Platz besetzten Flieger. Ungefähr 30% der Fluggäste waren Kinder unter 10Jahren, auch einige Neugeborene waren dabei. Dazu die Turis, der Flieger war gerade in der Luft – kam der Service. Maßgeschneiderte Wagen mit Getränken wurden durch die Gänge geschoben, so dass die Wege zu den Örtlichkeiten nach vorne und hinten gesperrt waren. Oh, und was für einen Durst manche hatten. Weinbrand, Whisky, Bier das passte alles auf einen Tisch und eine Flasche Rotwein hatte auch noch Platz. Als alle genug zu trinken hatten, sah ich meine Chance, zum Toi zu gelangen. Weit gefehlt! Die Jungs und Mädels kamen schon wieder zurück um die Flaschen und Gläser einzusammeln. Aber dann, neue Chance dachte ich. Andere saßen näher an der WC-Tür. Und schon wieder zu spät, dass Abendmahl wurde sogleich serviert und die Gänge verstopft. Aber ich hatte dann doch noch eine Gelegenheit. Nach dem man wieder Getränke ausgeschenkt und danach abgeräumt hatte und bevor die Wagen mit den Verkaufsschlagern geschoben wurden konnte ich endlich eine Besichtigung der von mir doch immer wieder gern und oft aufgesuchten Örtlichkeiten vornehmen.
Oh, welche Erleichterung!

Nun ging der Flug auch wie im Rausch vorbei und wir landeten bald in Frankfurt. Ich hatte ja nur einen Rucksack, einen Handgepäckskoffer, meine Handtasche und einen Einkaufsbeutel und die Hoffnung innerhalb der nächsten 30 Minuten durch den Frankfurter Flughafen zum richtigen Schalter zu gelangen um meine Bordkarte zu bekommen um es dann noch in den Anschlußflieger zu schaffen. Leider sind die Gänge im Flugzeug nicht sehr großzügig gehalten und da alle Passagiere gleichzeitig nach ihrem Handgepäck wühlen, gab es kein Durchkommen.
Nachdem ich dann aber höflich aufgeklärt hatte um was es mir ging, waren die Leute doch sehr verständnisvoll und nahmen die blauen Flecken die ich ihnen mit meinem Gepäck ungewollt machte lächelnd in Kauf und ließen mich durch. Als mir der Schal einer Dame ins Gewicht wehte und mir die Sicht und den Atem nahm, wusste ich auch endlich was Tuchfühlung heißt. Im Eilschritt ging‘s durch die Tür ins Flughafengebäude, dann die nächste Treppe hinauf durch den Zoll gepresst und den nächsten Informationsschalter angesteuert. Die Dame war sehr nett und zeigte mir den schnellsten Weg zum Lusthansaschalter. Als ich dort nach Luft schnappend, mit hochrotem Kopf, meine Bordkarte in der Hand fragte „…und wo muss ich nun noch schnell hin?“  Da sagte ein netter junger Mann zu mir: „Ganz ruhig, holen Sie erst einmal Atem. Nun kann das Flugzeug Ihnen nicht mehr wegfliegen und Sie brauchen nur noch hier an meiner Seite durchgehen!“  Nachdem ich durch die Kontrolle durch war, habe ich schnell mein Handy benutzt um Claas zu informieren. „Hab`s geschafft, steige in den Flieger nach Bremen!“ Mein Taxi aus Leer konnte informiert und losgeschickt werden!

Ich steige ins nächste Flugzeug dachte ich. War wohl nichts. Es ging wieder eine Treppe tiefer und dann in den Bus. Da der Frankfurter Flughafen ja nicht eben Klein ist, wollte die Fahrt kein Ende nehmen. Als ich den Kopf drehte und in den Bus hinein meinte: „Eigentlich wollte ich ja fliegen, dass ich eine Busfahrt gewonnen habe wusste ich gar nicht!“ Hatte ich die Lacher auf meiner Seite.
Auf jeden Fall saß ich irgendwann total fertig und durchgeschwitzt auf meinem Platz und startete den Rest meiner Reise. Auch hier wieder durstige Leute und während das Flugzeug seine Flughöhe noch nicht erreicht hatte wurden die Gänge mit den Servicewagen verstopft. Das Abräummanöver geschah während des Landeanfluges nach Bremen. Auch ich hatte mir einen Weißwein gegönnt und bekam einen aus der besseren Klasse, weil der „Einfache“ alle war. Bei der Landung war mir ein wenig schwindelig, ob`s am Wein, am Stress oder am Nachbarn gelegen hat, werde ich nie erfahren. Auf jeden Fall hatte ich in beiden Fliegern nette Sitznachbarn. Von Kreta nach Frankfurt lächelte mir immerzu ein Grieche zu, der aber – da bin ich mal ehrlich – viel zu jung war. Auf der anderen Seite saß ein junger Mann der sich um mein leibliches Wohl sorgte, er meine: „Sie nehmen während des Flugs nichts zu sich?!“ Ja wie denn, wenn die Toiletten dauergesperrt sind?
Auf jeden Fall kam ich heile und pünktlich in Bremen an und Christian, ich weiß nicht wie er es geschafft hat in der Zeit, kam gerade durch die Eingangstür als auch der Kontrollanruf von Claas: „Du müsstest eigentlich gerade angekommen sein!“ mich erreichte.

Als wir aus dem Flughafen traten, holte mich die Wirklichkeit erschreckend ein. Kalt, Regen, Wind eben daheim.
SCHADE! Ein tolles Wochenende war viel zu schnell vorüber gegangen aber auf jeden Fall eine Wiederholung wert.
 

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